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WM032 Madleen und die Verleugnung der Realität (24/2025)
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WM032 Madleen und die Verleugnung der Realität (24/2025)

Madleen und die Verleugnung der Realität

Zu ihrem Glück kam es, wie sie es erwartet hatten: Die israelische Marine brachte ihr Schiff auf, lange vor der Küste Gazas, wo sie zwar vorgaben, hinzuwollen, in Wirklichkeit aber garantiert nicht hätten ankommen wollen.

Denn an ihrem Ziel hätten Menschen das Sagen, die die Besatzung schon deshalb verachten, weil sie keine Moslems sind, weil sie aus dem Westen stammen und mit der Kultur der Menschen in Gaza in Wirklichkeit so gar nichts anfangen können.

Man kann nur mutmaßen, was mit ihnen geschehen wäre, wären sie angekommen. Wer böse ist, hat ihnen gewünscht, dass sie Erfolg haben, weil das womöglich ihren sicheren Tod bedeutet hätte.

Dass die Israelis das nicht zulassen konnten, hatte zwar andere Gründe, als Nächstenliebe. Im für die Besatzung besten Fall wären sie jedoch gnadenlos missbraucht worden für die Propaganda der Hamas. Es hätte aber auch darauf hinauslaufen können, dass die Hamas ihren Geiseln ein paar weitere hinzufügt.

Die Seeblockade Gazas hat allerdings nicht den Grund, Menschen vor sich selbst zu schützen, die unbedingt meinen, dorthin fahren zu müssen. Sondern es geht darum, den Import von Waffen und Raketen zu erschweren, mit denen nämlich die Palästinenser nicht auf das israelische Militär losgehen, sondern vornehmlich auf israelische Zivilisten. Das war am 7. Oktober 2023 zu sehen, das sah man aber auch davor Jahr für Jahr. Und danach sowieso.

Palästina nutzt seine Waffen für Terrorattacken. Es sollte sich von selbst verstehen, dass man es waffentechnisch lieber trockenlegt. Die Seeblockade ist daher selbstverständlich gerechtfertigt.

Natürlich hatte die “Madleen”, wie das Segelschiff hieß, mit dem die Gruppe Gaza erreichen wollte, keine Waffen an Bord. Schon deshalb, weil sie wussten, dass sie aufgebracht werden würden. Denn sie hatten Prominenz an Bord. Greta Thunberg, ehemalige Klima-Aktivistin, die seit Jahren nur noch als Pro-Hamas-Aktivistin in Erscheinung tritt, verlieh dem ganzen Theater jene Aufmerksamkeit, die durch ihre Teilnahme ja beabsichtigt war.

Offiziell wollte man mit der Reise Hilfsgüter nach Gaza bringen. Diese Behauptung kann man wohl getrost als Cover-Story abtun. Die israelische Armee fand kaum nennenswerte Vorräte an Bord. Was da war, wird nun einfach mit den vielen LKW-Ladungen aus Israel gemeinsam in Gaza verteilt. Aber der Zweck war offensichtlich einfach nur PR.

Wenn man nett ist, will man unterstellen, dass es den Leuten auf ihrem Boot um PR für Gaza und die Menschen dort ging. Die Wirkung ist eher so, dass alle Welt den Eindruck haben dürfte, dass es vor allem um PR in eigener Sache ging. Dass ein einzelner Mensch so naiv ist, zu meinen, dass er mit so einer Nummer irgendeiner Sache helfen könnte, kann man sich noch vorstellen. Dass bei einer ganzen Gruppe alle dieser Meinung sein könnten, kann man hingegen ausschließen. Was hier - wie auch bei etlichen anderen selbsternannten Freunden Gazas - zu beobachten ist, ist allerdings eine regelrechte Verleugnung der Realität. Denn die will so gar nicht recht zum eigenen Narrativ passen. Kommt uns das bekannt vor? Korrekt: folge einem x-beliebigem AFD-Fan auf irgendeinem sozialen Medium und du findest massenweise das exakt gleiche Verhalten, die exakt gleiche Verdrehung der Realität zugunsten der eigenen Weltanschauung.

Dass kurz vor der Kaperung die Handys sämtlicher Besatzungsmitglieder über Bord gingen, spricht allerdings dagegen, dass wir es mit einem Haufen Dummerchen und Naivlingen zu tun haben. Denen war klar, was sie da tun und offensichtlich haben sie über ihre Mobilfunkgeräte Kommunikation gepflegt, die sie den israelischen Behörden lieber nicht frei Haus ausliefern wollten. Vielleicht, weil sie sich in etlichen Foren offen oder über Pseudonyme dann doch etwas zu eindeutig antisemitisch geäußert hatten? Vielleicht aber auch, weil sie Kontakte nach Gaza haben, die sie deutlich mehr nach Terrorhelfer aussehen lassen, als sie gerne hätten, dass die Welt sie sieht - man kann nur spekulieren. Aber die Tatsache, dass die Geräte über Bord flogen, dies auch noch in Sichtweite der Israelis, als es ihnen also wichtiger war, Beweise zu vernichten, als sich solcher Anschuldigungen auszusetzen, lässt wenig Raum für sonderlich wohlmeinende Interpretationen der ganzen Aktion.

Israel also rettete die Besatzung der “Madleen”, darunter auch Frau Thunberg. Neben der merkwürdigen Handy-Entsorgung in Panik gab es in Folge der Evakuierung des Schiffes zwei weitere Begebenheiten, die diese Bootstour durchs Mittelmeer höchst zweifelhaft aussehen lassen.

Die eine ist, dass Teile der Besatzung umgehend und allen Ernstes von einem „Kidnapping“ sprachen. Das ist an Zynismus kaum zu überbieten, findet doch der ganze Krieg in Gaza nur deswegen statt, weil es nicht nur einen Massenmord, sondern auch ein Massenkidnapping gegeben hat. Dass allerdings die meisten Opfer nicht überlebt haben, während die Schiffsbesatzung mit allem versorgt wurde, was sie brauchte. Inklusive Rückflugtickets. Die hatte sie, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, wirklich sehr nötig gebraucht.

Die andere Begebenheit fügt sich nahtlos ein. Der Verteidigungsminister Israels hatte die geniale Idee, die Besatzung nach ihrer Festnahme die ungeschnittenen Aufnahmen vom 7. Oktober sehen zu lassen. 43 Minuten blanker Horror, der bis heute öffentlich nirgends gezeigt wird. Warum nicht den selbsternannten Gaza-Helfern zeigen, für wen sie hier in Wirklichkeit ihren Aktivismus betrieben hatten? Selbst wenn ihnen, das klar war - wovon man ausgehen kann - ist ihnen das Ausmaß der Gräueltaten womöglich nicht bewusst gewesen.

Hätte die Besatzung zu ihren Taten gestanden, hätte sie gesagt ja, gib mir diesen Film, ich stehe zu meinen Taten und daran wird ja sein Inhalt auch nichts ändern können, denn ich weiß ja sowieso Bescheid und habe mich ganz bewusst entschieden.

Statt dieser angebrachten Portion Rückgrat kam es aber, wie man es wohl erwarten musste: Sie haben einfach abgelehnt, sich das Grauen, das zu unterstützen sie beschlossen haben, anzusehen.

Das ist sicherlich auch als Statement zu verstehen: Die Verleugung der Realität möchten sich die selbsternannten Gaza-Freunde nicht durch die Präsentation von Fakten kaputtmachen lassen.

Sagenhafte 300 Kilo Lebensmittel sollen an Bord gewesen sein. Die hätten natürlich problemlos auf einen der LKW gepasst, die täglich von Israel nach Gaza unterwegs sind. Diese LKW liefern echte Mengen an Lebensmitteln an die notleidende Bevölkerung. Und das oft unter Raketenbeschuss durch die Hamas. Dafür fast vollständig unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil es offensichtlich keine Sensation ist, den Menschen wirklich zu helfen.

Frau Thunberg auf einem Boot, das von der israelischen Marine aufgebracht wird, ist hingegen eine Sensation. Wenn auch keine für die Bevölkerung Gazas sonderlich hilfreiche.


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