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WM026 Das Gute am spanischen Blackout (18/2025)
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WM026 Das Gute am spanischen Blackout (18/2025)

Waren es die Russen, ein technischer Defekt, vielleicht ein Terroranschlag oder am Ende sogar doch Außerirdische?

Als Anfang der Woche in Spanien flächendeckend der Strom ausfiel, spielten die Spekulationen nach der Ursache schnell verrückt. Nach aktuellem Stand soll es dann doch nur ganz unspektakulär ein technischer Defekt gewesen sein.

Aber einer, der so nicht vorkommen darf. Eineinhalb Millarden Euro wirtschaftlichen Schaden soll der Ausfall angerichtet haben. Betroffen waren auch Portugal und Frankreich. Und vor allem hat dieser Ausfall, der ja über Stunden anhielt, deutlich gemacht, wie enorm abhängig wir in jeder Hinsicht von der Verfügbarkeit von elektrischem Strom sind.

Was jetzt keine neue oder auch nur überraschende Erkenntnis ist. Jeder weiß natürlich abstrakt, dass er den überwiegenden Teil des Tages mit Dingen beschäftigt ist, die ohne Strom nicht funktionieren. Arbeiten zum Beispiel erfordert in aller Regel Strom. Nach der Arbeit zu Hause sein, sich etwas kochen oder Fernsehen - beziehungsweise überhaupt ein großer Teil unserer Freizeitbeschäftigungen erfordern Strom.

Um nach Hause zu gelangen, müssen die strombetriebenen U-Bahnen fahren können. Was sie nicht konnten, ohne Strom. Da die Straßen für Notfälle freigehalten wurden (Ampeln funktionierten ja zum Beispiel auch nicht mehr), war zudem auch der Autoverkehr lahmgelegt. Eine der ersten Anordnungen der Behörden lautete sinngemäß, bleiben sie gefälligst, wo sie gerade sind. Über Stunden. Es ist also selbst unsere Mobilität massiv eingeschränkt ohne Strom.

Was man nicht immer so auf dem Schirm hat, sind aber auch alle anderen Versorgungsstrukturen, die ohne Strom kaum oder gar nicht mehr funktionieren. Natürlich das Internet, natürlich Telefone. Aber es fiel beispielsweise auch das Funknetz von Polizei und Feuerwehr aus, was dann doch etwas überrascht. Solche Systeme sollten eigentlich gerade im Notfall zuverlässig weiter funktionieren können - und taten das in früheren Zeiten auch, als man noch nicht digital funkte. Da kam es dann zwar mal zu Ausfallzeiten, weil Relaisstationen erstmal auf Notstrom umstellen mussten. Komplette Ausfälle über Stunden waren früher aber kein Thema - in dieser Woche waren sie es.

Dass auch die Pumpen der Trinkwasserversorgung elektrisch betrieben werden und bei einem so umfassenden Stromausfall die Wasserversorgung knapp wird, ist ebenfalls etwas, was nicht jedem bewusst ist.

Und auch, dass Bargeld in so einem Fall plötzlich dramatisch an Wert gewinnt, ist als Erkenntnis nicht unbedingt super naheliegend. Wir reden jedoch von einer Situation, die viele Stunden anhielt und die theoretisch auch mal tagelang andauern kann. Ab einem gewissen Punkt ist es dann nicht mehr einfach nur unangenehm, keine Nahrung und auch nichts zu trinken kaufen zu können, sondern potenziell lebensbedrohlich. Notfallpläne werden hier zwar mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit irgendwann irgendwie greifen. Aber die Situation ist dann trotzdem beschissen, man hat auf einmal selbst keine Kontrolle mehr über das eigene Überleben, wenn es um so grundlegende Bedürfnisse wie Essen und Trinken geht.

Wir widmen das Denkmal dieser Woche all diesen gewonnenen Erkenntnissen. Die sind für uns, die wir nicht betroffen waren, quasi gratis. Für Millionen Spanier waren es Learnings auf die harte Tour. Ein Blackout kann aber überall passieren. Ein großflächiger Stromausfall ist eine Katastrophe. Die Chance, dass so etwas passiert, ist gering, dass das spanische Ausmaße erreicht noch geringer.

Aber sie ist größer als Null und somit ein Szenario, auf das man sich wenigstens abstrakt ein Stück weit einstellen sollte. Das BBK, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, hat hierzu seit Jahrzehnten bewährte und ständig aktualisierte Ratgeber, die man sich kostenlos bestellen kann. In Papierform, versteht sich. Man kann die auch als PDF runterladen, aber ohne Strom wird man diese Datei leider kaum lesen können.

Selbstverständlich sollte man so etwas ohnehin deutlich vor der Katastrophe (und das kann auch eine Überschwemmung oder irgendeine andere Großschadenslage sein) gelesen und die angeratenen Vorkehrungen getroffen haben.

Das sind naheliegende Dinge wie einen gewissen Vorrat an Wasser stehen zu haben. Empfohlen werden zwei Liter pro Person und Tag und das im Minimum für 3 Tage, besser 7-10. Gleiches gilt für Nahrung in Form einer eisernen Ration oder einfach als Vorrat. Dazu gehört aber auch, dass man diese Vorräte ggf. ohne Strom zubereiten können muss. Wir brauchen also auch noch einen entsprechenden Kocher. Den bräuchten wir auch, falls wir unseren Wasservorrat vor der Nutzung abkochen müssen.

Dinge wie Pflaster und Verbandsmaterial wollen wir übrigens garantiert auch parat haben, wenn es schlimmstenfalls tagelang nicht möglich ist, einen Rettungswagen oder einen Arzt zu rufen. Ein mindestens 10 Tage ausreichender Vorrat an den Medikamenten, die wir vielleicht lebensnotwendigerweise benötigen, ist selbstverständlich so wichtig wie Wasser und Nahrung.

Das batteriebetriebene Radio wird ohne Internet und Telefonnetze unser vielleicht letzter Kontakt zur Außenwelt - also sollten wir so etwas liegen haben. Natürlich inklusive einer brauchbaren Zahl an Batterien. Gleiches gilt für die Taschenlampe, denn nachts leuchten ohne Strom nur noch die Sterne - und die nur, wenn das Wetter es gerade zulässt. Andernfalls ist es einfach stockdunkel.

Keiner weiß, ob er jemals in so eine Extremsituation kommen wird. Aber ein Mindestmaß an Vorbereitungen kann und sollte jeder treffen, das muss eigentlich die Lehre aus den Ereignissen vom Anfang der Woche sein. Eine daran angelehnte Bevorratung kostet im Prinzip kein Geld, schließlich kann man die Vorräte auch ganz normal nutzen. Sollte man auch, denn ewig halten die ja nicht und man muss es gelegentlich durchtauschen. Ein paar mehr Batterien liegen zu haben ist im normalen Alltag schlicht praktisch - im Katastrophenfall vielleicht lebensrettend.

Für viele Betroffene aus dieser Woche war der Stromausfall eine ausgesprochen unangenehme Erfahrung. Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass es saudumm wäre, daraus keinerlei Lehren für das eigene Verhalten, die eigenen Vorbereitungen zu ziehen. Wir müssen dazu keine Prepper werden oder so, ein paar grundlegende Vorräte, ein paar Überlegungen, was wir vielleicht über den wirklichen Bedarf hinaus besser einfach immer da haben, wirken in Situationen wie der in weiten Teilen Spaniens Ende April 2025 nicht nur echte Wunder, sondern können im dümmsten Fall auch mal Leben retten.


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