Die German Stupidness der Couchkrieger
Mit Agenten vor Ort und einem massiven militärischen Aufgebot hat Israel am vergangenen Freitag Atomanlagen und die militärische und nuklearwissenschaftliche Elite des Iran angegriffen - und größtenteils ausgeschaltet. Die offizielle Begründung Israels lautet, dass der Iran möglicherweise nur Tage vom Bau seiner ersten Atombombe entfernt gewesen sei und zudem die Situation nie wieder so günstig würde, wie jetzt.
Wie nah der Iran am Bau der Bombe wirklich war, lässt sich nur vermuten. Die Rede ist davon, dass die Urananreicherung bei 60 % angelangt sei. Das klingt für ungeschulte Ohren nach „das sind ja nicht mal zwei Drittel“. Doch tatsächlich ist es so, dass die ersten paar Prozent einen immensen Aufwand bedeuten, während es dann immer schneller geht, je weiter man kommt. Und so sind diese 60 % Anreicherung in Wirklichkeit eher mit sowas wie „99 % der Arbeit ist erledigt“ zu übersetzen. Der Iran war also definitiv weit bis sehr weit, was die Anreicherung betrifft - und der Schritt, daraus eine Bombe zu bauen, ist heutzutage eben dann auch kein besonders großer mehr.
Ob das verbliebene Zeitfenster wirklich nur Tage oder Wochen groß war, ist allerdings auch ein kleines bisschen wurscht. Israel kann nicht darauf warten, dass es zu spät ist. Der Iran betont seit über 40 Jahren ständig, dass er Israel auslöschen wird. In Teheran steht eine rückwärts laufende Uhr, die den Zeitpunkt der Auslöschung Israels anzeigt. Die nennt einen Termin im Jahr 2040 dafür - aber jedenfalls zeigt auch diese menschenverachtende Installation, wie die Herrschaften, die im Iran das Sagen haben, so drauf sind.
Für den Fall, dass Mancher solche eher theoretischen Drohgebärden nicht ernst nehmen möchte, vielleicht, weil sie ja tatsächlich eher albern als wirklich gefährlich sind, schießt der Iran alle paar Jahre mehrere hundert Raketen auf Israel ab. Wem auch das nicht reicht, für den hat der Iran über Jahrzehnte Hilfstruppen aufgebaut, die Hisbollah oder Huthi heißen und ihrerseits auch ständig auf Israel schießen. Auch Gaza hat der Iran so lange hochgerüstet, bis es einen 7. Oktober geben konnte, der damit mindestens strategisch und finanziell im Iran seinen Ursprung hat.
Irans Hass auf die Existenz Israels ist nicht einfach nur groß, er ist Staatsräson. Wohlgemerkt gilt das für die politische Führung des Landes - nicht notwendigerweise für die Bevölkerung, die in vielen Fällen ganz andere Probleme hat, als Israel zu bekämpfen. Im Iran werden regelmäßig Frauen ermordet, die sich nicht genug verschleiern. Homosexuelle werden an Baukränen aufgehängt. Der Iran ist eine der mörderischsten Diktaturen der Welt und gerade in den letzten Jahren hat sich dagegen endlich immer wieder massiver Widerstand geregt - den nicht wenige mit ihrem Leben bezahlt haben.
Man hat als Iraner also mutmaßlich andere Sorgen, als Israel vernichten zu wollen und bis zur Revolution 1979 hatten der Iran und Israel eine sehr enge Partnerschaft.
Israel macht keinen Hehl daraus, dass es das derzeitige Regime am liebsten abdanken sehen würde, auf welche Weise auch immer. Und das ist sachlich begründbar. Denn mit diesem Regime wird der Iran immer wieder nuklear hochrüsten, mit dem erklärten Ziel Israel auszulöschen. Israel kann nun also alle paar Jahrzehnte einen Schlag wie den aktuellen fahren. Oder eben, die Mullahs werden von der Macht entfernt und man kommt zurück zu einem normalen Verhältnis, vielleicht sogar jenem guten, dass es vor den Mullahs gab. Selbstverständlich macht es Sinn, alles für das Zustandekommen von Variante zwei zu tun.
Dabei helfen werden im Zweifel die Amerikaner, die derzeit ihre Truppen konsequent in Stellung bringen. Ob sie gegen den Iran in den Krieg ziehen werden, ist zwar offen, trotzdem relativ wahrscheinlich. In dieser Woche verlagerte Washington eine ganze Menge Tankflugzeuge nach Europa und den Trägerverband Nimitz in den Nahen Osten. Das State Department forderte US-Bürger auf, den Iran, Irak und auch Israel möglichst zu verlassen, aber jedenfalls auch vorerst nicht zu bereisen. Wenn das nicht die Vorboten eines offenen Krieges sind, dann ist es zumindest eine verflucht glaubwürdige Drohkulisse.
Soweit die geopolitische Gemengelage. Was Deutschlands 80 Millionen Nahost-Experten so aus all dem machen, ist allerdings einmal mehr albern.
Ob denn die israelischen Angriffe mit dem Völkerrecht vereinbar seien, fragen die einen. Wie man denn einen so heftigen Angriff ohne Beweise für den tatsächlichen Stand des Atomprogramms fahren könne, möchten die anderen gern diskutieren.
Während der Iran Israel alle naslang hunderte Raketen fast ausschließlich und völlig wahllos auf Wohngebiete schmeißt und auch in der aktuellen Auseinandersetzung lieber Zivilisten als das israelische Militär angreift, werfen Deutschlands Couchkrieger Israel vor, Wohnblocks angegriffen zu haben, in denen sich ranghohe Militärs oder Wissenschaftler befanden - was natürlich auch zivile Opfer forderte.
Wir sind in Deutschland so satt, dass wir die Situation, in der sich Israel befindet, gar nicht wirklich wahrnehmen als das, was sie ist: eine tatsächliche existenzielle Bedrohung epochalen Ausmaßes.
Und zwar, weil im Iran eine wahnsinnige Weltuntergangssekte im Begriff ist, sich Kernwaffen zu verschaffen. Es ist ja objektiv betrachtet völlig egal, ob das wirklich erst 2040 geschieht, wie diese unglaublich perverse Uhr es ankündigt - oder halt zehn, fünfzehn Jahre früher. Man sollte meinen, dass man sich als kleinstem Konsens auch einfach darauf verständigen könnte, dass das einfach nicht passieren darf, nicht heute, nicht morgen und auch nicht in 20 Jahren.
Doch dem entgegen die gleichen Sofakrieger, dass Israel ja Kernwaffen habe und die ebenfalls nicht einsetzen würde. Als wäre das so ungefähr das gleiche und als könnte man das gleiche Verhalten von den Mullahs erwarten.
Dass es einen klitzekleinen Unterschied macht, ob man über Jahrzehnte immer wieder verkündet, Israel auslöschen zu wollen oder sich Kernwaffen ausschließlich aus diesem Grund anschafft, genau das verhindern zu wollen, auch wenn unklar ist, ob Abschreckung bei komplett geisteskranken religiösen Führern überhaupt funktionieren kann, geht komplett über den Horizont jener satter Deutscher.
Dass Irans Raketen bis Deutschland reichen und er mit noch etwas besseren Raketen irgendwann die ganze Welt bedrohen und erpressen kann, was er jetzt auch schon permanent tut mit seinen Terroraktivitäten, ignorieren diese Vulgärpazifisten ebenfalls mit ihrer unerschütterlichen Selbstverständlichkeit.
Die gleichen Leute gehen ansonsten gerne mal für eine nukleare Abrüstung der NATO auf die Straße. Oder für Friedensverhandlungen mit Russland, auch wenn das gar nicht verhandeln will, außer über eine Kapitulation der Ukraine.
Die gleichen Leute haben häufig auch ignoriert, wie die Menschen im Iran unter ihrem Regime leiden, insbesondere die Frauen. Aber selbst diejenigen, die sich jetzt gegen die Militärschläge Israels aussprechen, aber Solidarität mit den Opfern des Regimes zeigten, handeln ja hochgradig inkonsequent.
Der vorläufige Höhepunkt dieser dekadenten German Stupidness ist, dass die Republik darüber streitet, ob das Kanzler-Wort von einer „Drecksarbeit“, die Israel da gerade „für uns“ erledige, so hätte sein dürfen - oder eben nicht.
Mal abgesehen davon, dass der Kanzler hier lediglich wiederholt hat, was von der Presse in Frageform an ihn gerichtet war und er sich kurzerhand zu eigen machte, treffen diese Worte doch ganz objektiv den Kern dessen, was im Nahen Osten gerade geschieht und wie man es aus westlicher Perspektive, wenn man ehrlich ist, einfach sehen muss.
Ja, das ist durchaus unangenehm. Und ja, das passt nicht recht zur sonst so gern gepflegten deutschen Harmoniesucht in der Außenpolitik. Vor allem missfällt es natürlich den 80 Jahre nach Ende des Holocaust wieder verdammt viel gewordenen Israel-Kritikern jeder politischen Couleur - was sehr wahrscheinlich bei den meisten unserer Couchkrieger der eigentliche Grund für ihren Missmut sein dürfte.
Und doch kann sich niemand bei Sinnen wünschen, dass das iranische Regime auch nur einen einzigen Tag länger an der Macht bleibt, wenn ihm die Menschen im Iran etwas gelten.
Und doch kann sich niemand bei Sinnen wünschen, dass die irre Terrorsekte, die sich im Iran Regierung nennt, in den Besitz von Kernwaffen kommt.
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